Der Botenreiter schwang sich elegant aus dem Sattel, warf die Zügel einem Knecht zu und eilte fliegenden Schrittes in den Klostergarten. Suchend schaute er zwischen dem Kreuzgang umher, bis seine Augen auf einer vor einer Monstranz knieenden Dame heften blieb. Langsam um die Frau nicht zu erschrecken, in dem morgentlichen Licht sah die betende Frau aus, als bestünde ihr Gesicht aus feinsten Porzellan und er hatte Angst, wenn er zu viel Lärm machte, dass die Gestalt vor seinen Augen einfach in tausend Stücke zerspringen würde, wenn sie sich erschreckte. Vorsichtig mit der Bundhaube in der Hand näherte er sich. "Meine Dame Boventin, ich habe dringliche Kunde aus der Hauptstadt!"
Celine wand sich nach einer kleinen Ewigkeit um, öffnete dabei die Augen und betrachtete den staubigen Boten, welcher ihr fast zitternd vor Ehrfurcht einen Brief hinhielt. Freundlich nickend nahm sie die Depesche entgegen; & betrachtete das Ameranger Siegel der königlichen Kämmerei. Mit einer schnellen Bewegung brach sie es auf und überflog die Zeilen.
"Werte Frau Boventin, in Kürze wird sich, zwecks Lehensprüfung der Liegenschaft Rickenbach sowie all eurer Ländereien und Besitztümer ein Abgesandter der Krone mit Euch in Verbindung setzen. Begangen und geprüft werden alle Euch unterstellten Ländereien und Besitztümer. Haltet bitte alle notwendigen Unterlagen zur Erhebung des Jahres-Acht vor. Wir wünschen einen schönen Tag. Für Ohl & Ordon"
…in Kohlheim & Mährenbach sah man des morgens einen Botenreiter zum Herrenhaus des Voges von Heyden preschen. Auch in seinem Gepäck eine Depesche mit königlichem Siegel.
"Werter Herr von Heyden als Vogt des Herrn zu Galgenberg, wird man sich in Kürze, zwecks Lehensprüfung der Liegenschaften Kohlheim & Mährenbach durch einen Abgesandten der Krone mit Euch in Verbindung setzen. Begangen und geprüft werden alle Euch unterstellten Ländereien und Besitztümer. Haltet bitte alle notwendigen Unterlagen zur Erhebung des Jahres-Acht vor. Wir wünschen einen schönen Tag. Für Ohl & Ordon"
An der kleinen Seitentüre neben dem geschlossenen Fallgitter des Haupteinganges der Feste Grauburg, wurde an diesem Morgen kurz vor Sonnenaufgang eine Bekanntmachung angeschlagen. Noch bevor der Wachhabende durch den Spion blinzeln konnte, hatte sich der Büttel wieder auf seinen Gaul geschwungen und hatte Fersengeld gegeben. Eine kleine Staubwolke auf der Straße kündete von dem Tempo welches der Mann an den Tag gelegt hatte.
„So sei verkündet, auf Geheiß des Königs, das in der Mark Siefentrutz die jährliche Lehensschätzung begangen wird. Ein jeder Lehnsherr hat sich den Wünschen der königlichen Beamten & Bütteln des Reichskämmerers zu fügen und Rede & Antwort zur Erhebung des Jahres Acht zu stehen!
Gegeben im Jahre 422 n.d.g.S.v.Ohl gez. Eckehard von Ohl“
Auch in Waldenfels pochte ein Botenreiter an die Tore des Herrenhauses. Als sich die Türe öffnete erschien der Hausherr höchst selbst. Ob der frühen Stunde machte der Mann noch einen recht verschlafenen Eindruck, dennoch gab er dem Boten höflich ein Silberstück und öffnete noch im Morgenrock den Brief. Reinfried von Waldenfels schritt nachdenklich in seine Kemenate.
"Werter Herr von Waldenfels, in Kürze wird sich, zwecks Lehensprüfung der Liegenschaft Waldenfels sowie all eurer Ländereien und Besitztümer ein Abgesandter der Krone mit Euch in Verbindung setzen. Begangen und geprüft werden alle Euch unterstellten Ländereien und Besitztümer. Haltet bitte alle notwendigen Unterlagen zur Erhebung des Jahres-Acht vor. Wir wünschen einen schönen Tag. Für Ohl & Ordon"