Heilige des Königreiches Ohl
(Ordons Wirken durch seine Heiligen)
In ganz Ohl verehrt:
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Die heilige Cäcilia
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Die heilige Valentina
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Der heilige Walther von Schauerstein
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Die heilige Ruth
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Der heilige Braulicus
Lokale Heilige aus Siefentrutz:
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Der heilige Wunibald von Tertulin
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Die heilige Adelhaid von Brabant & das Rosenwunder
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Der heilige Rainald
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Der heilige Igelhardt von Paavo
Lokale Heilige aus Nordhalben:
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Der heilige Waldemar von Knoffelbach
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Der heilige Ottokar
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Die heilige Flordelis
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Der selige Bernhard
Lokale Heilige aus Welden:
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Der heilige Sachshelm zu Knarrgrund
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Die heilige Redselm vom Jungfernstieg
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Der selige Grosjohn aus Zweigbruch an der Treidel
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Der heilige Rupert
Das Martyrium der heiligen Cäcilia
Die Legende berichtet, dass Leonhard ein Drühbener Stadtkämmerer gern mit seinen Spießknechten in der Taverne „Zum durstigen Lindwurm“ hockte und sich seinen „Abendtrunk“ genehmigte. Die Schankwirtin war ein liederliches Weibstück, dass ihre vier Ehegatten samt und sonders mit Gift ins Grab gebracht hatte. In diese Räuberhöhle verirrte sich die arglose Cäcilia, eine Pilgerin aus dem Norden. Die Herbergswirtin hätte keinen zweiten Blick auf sie verschwendet, wäre ihr nicht der rassige Schimmel und die prall gefüllte Börse aufgefallen. Stadtkämmerer Leonhard wurde des prächtigen Rosses gleichsam gewahr – und wollte es haben. Doch Cäcilia zierte, weigerte sich. Die gute Frau sollte ihren Starrsinn büßen, schwor sich Leonhard. Oben auf dem Dachboden der Taverne heckte er mit dem diebischen Luder einen hinterhältigen Plan aus. Geplant, getan. Die lügnerische Wirtin behauptete, dass sich Cäcilia an ihren, Sohn herangemacht hätte. Unzucht mit dem jungen Manne galt in ganz Ohl als abscheuliches, widernatürliches Verbrechen, das mit aller Härte geahndet wurde.
Spornstreichs stieß man Cäcilia in ein Kerkerverlies und Leonhard riss sich Ross und Münze unter den Nagel. Bei dem Schauprozess trat der Rechtspfleger als Ankläger und Richter auf und tat so als ob er den Lügenmärchen seiner Komplizin Glauben schenkte. Zum Beweis ihrer Anschuldigungen präsentierte die „Zeugin“ eine goldene Münze, welche Cäcilia tags zuvor ihrem Filius aus Gutmütigkeit geschenkt hatte. Cäcilia konnte zu Ihrer Verteidigung vorbringen was sie mochte, das Urteil stand ohnehin schon fest. Um die fromme Frau alsdann auch noch zu verspotten, gewährten ihr die Büttel Leonhards einen letzten Wunsch: sie sollte den Ort ihrer Hinrichtung selbst bestimmen.
Von Wut und Zorn bebend schleuderte Cäcilia ihren Pilgerstab weit hinaus, bis dorthin wo heute das Dörfchen Zuselbirn in Düben liegt. Im Büßergewand wurde sie im Jahre 121 v. d. g. S.v. Ohl zu ihrer Hinrichtung geführt und auf einem eisernen Rost an der Richtstätte verbrannt. Sie tat kein laut ob der lodernden Flammen.
Ihre Unerschrockenheit im Angesicht des feurigen Todes, ließ die Zuschauer an der Schuld der Verurteilten zweifeln. Zumal zwischen dem verkohlten Gebälk die Gebeine Cäcilia lagen – unversehrt. Die Tatsache, dass Blinde nach der Berührung der heiligen Gebeine wiedersehend wurden, machte aus der als „Verführerin“ diffamierten Pilgerin eine Märtyrerin, und eine Heilige.
Der heilige Walther von Schauerstein
Walther von Schauerstein. Er war ein wandernder Ordons-Prediger und ein berühmter Hexenjäger aus Welden. Doch ist dies seine Geschichte wie er als Bauer das erste Mal auf eine Hexe traf.
Einst waren die Vorfahren derer von Schauerstein arme Leute und bestellten den Acker. Doch Welden ist karg und so ist die Ernte dürftig. Walther der erste derer von Schauerstein hatte eines Tages seinen Acker bestellt und rüstete sich zur Heimfahrt, als die Dämmerung schon eingetreten war. Da erblickte er mitten auf seinem Acker einen Haufen feuriger Kohlen, und als er voll Verwunderung hinzuging, so saß oben auf der Glut eine grauselige Hexe. Das Chaos zeigt sich in vielerlei Gestalt um die Menschen zu verführen. "Du sitzest wohl auf einem Schatz," sprach das Bäuerlein. "Jawohl," antwortete die Hexe, "auf einem Schatz, der mehr Gold und Silber enthält, als du dein Lebtag gesehen hast."
"Der Schatz liegt auf meinem Feld und gehört mir," sprach Walther. "Er ist dein," antwortete die Hexe, "wenn du mir zwei Jahre lang die Hälfte von dem gibst, was dein Acker hervorbringt: Gold habe ich genug, aber ich trage Verlangen nach den Früchten der Erde." Das Bäuerlein ging auf den Handel ein. "Damit aber kein Streit bei der Teilung entsteht," sprach es, "so soll dir gehören, was über der Erde ist und mir, was unter der Erde ist." Der Hexe gefiel das wohl, aber das listige Bäuerlein hatte Rüben gesät. Als nun die Zeit der Ernte kam, so erschien die Hexe und wollte seine Frucht holen, er fand aber nichts als die gelben welken Blätter, und Walther, ganz vergnügt, grub seine Rüben aus. "Einmal hast du den Vorteil gehabt," sprach die Hexe, "aber für das nächste Mal soll das nicht gelten. Dein ist, was über der Erde wächst und mein, was darunter ist." - "Mir auch recht," antwortete das Bäuerlein. Als aber die Zeit zur Aussaat kam, säte Walther nicht wieder Rüben, sondern Kohl. Die Frucht ward reif, das Bäuerlein ging auf den Acker und schnitt die guten Köpfe Kohl bis zur Erde ab. Als die Hexe kam, fand sie nichts als die Strünke und fuhr wütend in eine Felsenschlucht hinab.
Hierhin, dorthin und sogar in einen alten weggeworfenen Stiefel am Feldes Rand. Da schnappte sich Walther den Stiefel und sprach „So Hexe hab‘ ich dich! Niemanden sollst du mehr verführen, der Inquisition will dich übergeben.“ Doch die Hexe entkam durch ein Spitzenloch im Schuh und Walther von Schauerstein schwor fortan kein Bauer mehr zu sein. Er nahm den Schatz vom Felde, kaufte sich ein Schwert und zog aus die Hexen zu jagen bis dergleichen von Ordons Antlitz verschwunden sind.
Die heilige Valentina
Die junge Valentina war ein faules Kind. Sie ging ihren Eltern auf dem Gehöft meist nur zögerlich zur Hand und gab sich lieber Tagträumereien hin. So geschah es, dass der Vater sie bat, eilig die Gänse auf die westliche Weide hinter dem großen Hügel bei Michelsheim zu führen. Das Kind gehorchte zuerst getreulich, doch auf dem Rückwege legte sie sich in den Schatten einer mächtigen Eiche und schaute in den Himmel und hing ihren Träumen nach. Wohl wissend das noch einiges an Arbeit auf sie warten würde.
Doch war dies der Tag, an dem die Drühbener Armee der schrecklichen Hexe sich anschickte, um die lieben Nordhalbener zu überfallen. Die Erde bebte unter den Stiefeln der Soldaten und eine Eichel fiel aus dem Geäst. So weckte des Baumes Frucht das Mädchen während dröhnend die Soldaten vorbeizogen. Valentina bekam Angst, gab es doch Gerüchte, dass die Armee weder Freund noch Feind auf ihrem Wege verschonte.
Ihre Unerschrockenheit im Angesicht des feurigen Todes, ließ die Zuschauer an der Schuld der Verurteilten zweifeln. Zumal zwischen dem verkohlten Gebälk die Gebeine Cäcilia lagen – unversehrt. Die Tatsache, dass Blinde nach der Berührung der heiligen Gebeine wiedersehend wurden, machte aus der als „Verführerin“ diffamierten Pilgerin eine Märtyrerin, und eine Heilige.
So rannte sie heim und ward doch zu spät. Die Drühbener Armee hatte sich auf dem elterlichen Hofe genommen was sie brauchten und sogar den Schober in Brand gesteckt. Als Strafe da man das Hab und Gut nicht freiwillig gab. Da sah das Kind ihren Vater, der sich gegen die Unbill auflehnte. Dann musste Valentina hilflos mit ansehen wie der General der Hexe kurzerhand befahl die ganze Familie am Halse aufzuhängen.
Da weinte das Kind gar bitterlich und schwor sie wolle Rache nehmen indem sie die guten Nordhalbener vor der heranrückenden Streitmacht warnte. Und so lief das Kind los. Meile um Meile lief sie und selbst als ihre Füße blutig waren, schritt sie weiter aus. Auch als die Nacht hereinbrach lief Valentina weiter. So gelangte das Mädchen an die Brücke bei Leibfingen.
Wohl hatte sie einen guten Vorsprung herausgelaufen, doch Späher der Hexenarmee hatten sie entdeckt und bevor Valentina die Brücke überqueren konnte, um zu den Nordhalbener Grenzern zu gelangen, traf sie ein schwarzer Pfeil in den Rücken. Im Sterben kroch sie über die Brücke und überbrachte die Warnung. So starb Valentina, doch wird sie auf ewig in den Herzen eines jeden Ohlers leben.
Die heilige Ruth
So erzählt die Legende von einer schönen Tochter namens Ruth, der ihr Vater Hannes alles angedeihen ließ, was ein wohlhabender Kaufmann seinem Kind bieten konnte: Ein schönes Zuhause, eine gute Ausbildung und die Erfüllung vieler Wünsche. Dies alles unternahm der heidnische Vater, damit seine Tochter nicht zu Ordons Kindern wurde oder sich zu einer Heirat verleiten ließ, die gegen seine Absicht war. So durfte das Mädchen in einem Turm ihre Wohnung einrichten. Sie wurde von guten Lehrern unterrichtet. Von einem Lehrer, einem Freund des bekannten Gelehrten Marlak, erfuhr sie vom Glauben an Ordon und ließ sich taufen. Um einen eigenen Betraum zu haben, der auch Treffpunkt für andere die zu dem Herrn Ordon beten wollten dienen sollte, erbat Ruth von ihrem Vater die Einrichtung eines Badezimmers. Auch diesen Wunsch erfüllte der Vater. Ruth ließ zu den drei Badezimmerfenstern ein viertel fügen – als Lob der großen Säulen des Glaubens.
Als ein junger Mann die Hand seiner Tochter begehrte, war Hannes nicht abgeneigt, weil derjenige von gleichem Stand und Vermögen war. Ruth aber war wenig geneigt und der Vater bedrängte sie nicht, weil er eine weite Reise nach Siefentrutz unternehmen musste und auf Zeit setzte. Aber als er, wieder zurückgekehrt, seinen alten Plan verfolgte, eröffnete ihm Ruth, dass sie nicht daran denke, einen Heiden zu ehelichen, weil sie an Ordon glaubte. Ihr Vater reagierte jähzornig und unerbittlich: Vor die Wahl gestellt, den heidnischen Kandidaten zu heiraten oder grausam bestraft zu werden, floh sie vor dem Vater, der sie mit gezücktem Schwert verfolgte.
Auf der Flucht öffneten sich Ruth die Felsen und bargen sie. Ein Hirt hatte dies beobachtet und verriet sie an ihren Vater, der sie nach Hause schleppte und schwer misshandelte. Als alle seine Torturen nichts halfen, brachte er Ruth vor den Landpfleger Daniel, der sie nach Ohler Reichsrecht aburteilen – also wegen Hochverrats zum Tode bestimmen sollte. Als alle Schmeicheleien Daniels nicht halfen, ließ er sie derart durchprügeln, dass Ruths Haut nur noch aus rohem Fleisch bestand und niemand mehr glaubte, sie werde die Nacht im Verließ überstehen. Aber, so erzählt die Legende, ein Wunder des Herrn Ordon geschah.
„Trink aus dem Kruge die Wasser des Traufbaches“ hörte sie eine Stimme. So trank die Ruth das Wasser aus dem irdenen Gefäß in ihrer Zelle und so heilten in der Nacht alle ihre Wunden und versprach ihr Beistand bei allen noch zu erwartenden Qualen. Ordon wollte Daniel und Hannes durch sein Wunder bekehren. Daniel aber schrieb die unerklärliche Heilung den Göttern zu. Ruth hielt ihm entgegen: „Nein, nein! Holz und Steine, aus dem deine Götter gefertigt sind, können das nicht. Dies ist ein Werk des Herrn der Ordnung, den ich als den einzigen wahren Gott anerkenne, für dessen Ehre ich zu sterben bereit bin.“ Erneut wurde Ruth schwer misshandelt. Ruth blieb standhaft und betete: „Deine Hand, o Ordon verlasse mich nicht. In dir kann ich alles, ohne dich vermag ich nichts.“ Daniel verurteilte Ruth zum Tode durch Enthauptung.
Hannes, der alle Qualen seiner Tochter mit angesehen hatte, erbat vom Landpfleger die zweifelhafte Gnade, die Rolle des Scharfrichters übernehmen zu dürfen. Unter ständiger Geißelung trieb man die nackte Ruth auf einen Hügel, wo sie hingerichtet werden sollte. Ehe Ruth ihren Kopf ihrem Henker und Vater neigte, dankte sie öffentlich für die ihr verliehene Gnade und aus den Wolken lud sie eine Stimme zur ewigen Belohnung ein. Ihr Vater schlug ihr den Kopf ab. Auf dem Nachhauseweg dann wurde der grausame Vater vom Blitz erschlagen.
Der heilige Waldemar von Knoffelbach
In Nordhalben nahe Schwangarten, fand mit großem Pomp, wie es in diesen Fällen üblich ist, die Beerdigung eines sehr reichen. Bürgers statt. An dem Begräbnis nahm auch Bruder Waldemar von Knoffelbach teil, der, von einer plötzlichen Eingebung Ordons heimgesucht wurde & rief, dass der Tote nicht in geheiligter Erde begraben werden dürfe, denn diese Leiche sei ohne Herz.
Die Anwesenden waren natürlich alle sehr erschüttert und tauschten aufgeregt ihre Meinungen darüber aus. Doch schließlich wurde ein Medikus gerufen, der die Brust des Verstorbenen öffnete. Darin befindet sich aber kein Herz; dieses wurde in der Schatztruhe des Wucherers gefunden.
Der heilige Ottokar
Der heilige Ottokar war ein tapferer Müller aus Manebach in Nordhalben.
In allen Städten und Dörfern erzählt man sich die Geschichte von Ottokar und seinem Kampf gegen die Windmühle. Im Jahr 218 nach der großen Schlacht von Ohl war es windstill wie nie zuvor. Monate lang wollte kein Lüftchen wehen und die Mühlen standen still. Kaum eine Bäckerei hatte noch Mehl in ihren Kammern und so gab es nur selten Brot und Gebäck zu essen. Ottokar wollte dies nicht so hinnehmen und rief seine Söhne zu sich an die Mühle. Sie banden lange Seile an die Mühlenräder und brachten sie mit purer Manneskraft wieder in Bewegung. So zogen sie vier Tage und vier Nächte ohne Unterlass das Mühlrad. Ordon sah und erkannte, dass seine Jünger die Prüfung angenommen und verstanden hatten und schickte den Wind zurück nach Ohl. So feiert man seit jenen Tagen zum 26.des vierten Mondes den Tag des heiligen Ottokar, der den Kampf gegen die Windmühlen gewann.
An diesem Tag soll es niemanden in ganz Ohl geben, dem es an Brot mangelt.
Die heilige Flordelis – 8. Aug.
Flordelis war ein gutes Mädchen aus Nordhalben deren Eltern schon früh starben. Doch hinterließen sie dem jungen Mädchen einen kleinen Hof und einen großen Sack mit güldenen Münzen für schlechte Zeiten. Das Mädchen arbeitete hart und so brauchte sie nie an das Säckel mit dem Golde rühren. Doch die Ernte wurde eines Tages schlecht. Flordelis aber wagte nicht etwas aus dem Säckel zu nehmen. Lieber wollte sie schwerer arbeiten. Was sie auch tat.
Da standen eines Morgens drei kleine Männer vor ihrer Türe und sprachen: Liebes Kind uns dürstet, uns hungert, gib uns doch einen Pfennig! Da wurde Flordelis das Herz so schwer als sie das Leid der drei sah. So griff sie in den Säckel und gab einem jeden eine Münze. Als Dank gab ein jeder ihr eine kleine Handvoll Salzkörner, welches Flordelis in das Säckel gab.
Die Tage vergingen und erneut standen die drei vor Ihrer Türe und sprachen: Liebes Kind uns dürstet, uns hungert, gib uns doch einen Pfennig! Wieder gab sie einem jeden eine Münze. So ging es fort und fort und eines Tages war das Säckel leer bis auf das Salz. Da sprachen die drei: Liebes Kind uns dürstet, uns hungert, gib uns doch einen Pfennig! Flordelis aber sagte das Säckel sei nun leer und drehte es zum Beweise um. Doch statt des Salzes vielen nun für jedes Korn eine güldene Münze heraus. Die Männer sprachen: So dein Herz voll Güte ist, wirst du liebes Kind niemals arm sein! Lachend drehten die kleinen Männer sich um und winkten freundlich zum Abschied.
Noch heute wird die Tradition des Salzpfenning in Nordhalben hoch in Ehren gehalten. So sammelt man zum Feste der Salzheiligen in einem Becher von einem jeden den Salzpfennig. Auf das ein jeder das gebe was er kann. Zumeist wird das Gesammelte einem Bedürftigen überreicht oder einem Armenhause gespendet.
Der selige Bernhard
Eine andere Sage aus der Gegend um Rabennach erzählt, wie einst der letzte Lindwurm Nordhalbens getötet wurde. Ein Kuhhirte mit Namen Bernhard fand den Lindwurm schlafend auf dem Lindhügel liegend, und hielt ihn erst für einen vom Wind umgewehten Baum. Er setzte sich darauf und überlegte, wo wohl der Stumpf des Baums hingekommen sei.
Der Hirte beschloss, sich eine Pfeife anzuzünden. Doch als er Feuer machte, erwachte der Lindwurm mit tosendem Gebrüll. Daraufhin erschrak der Hirte derart, dass er zu Boden fiel. Doch hatte Wilbrand weder Stecken noch Klinge um sich zu verteidigen, da fand sein Auge einen am Boden liegenden Stock. Mit Ordons Namen auf den Lippen erschlug Bernhard das Tier mit seinem Stecken.
Der heilige Sachshelm zu Knarrgrund
Einmal reiste Sachshelm, frommer Grafensohn zu Knarrgrund aus dem Wald nach Hengersberg in die große Stadt und als er unterwegs auf einem Hof um Nahrung bat, schimpfte ihn der Bauer ungeduldig an und sagte, er soll sich schämen, als Faulenzer und Tagedieb durch die Welt zu ziehen und anderen Leuten auf der Tasche zu liegen, anstatt zu arbeiten, was er bei seinen Bärenkräften doch wohl könne. Und wenn er keine Arbeit fände, so könne er gleich auf dem Hof bleiben und das Vieh hüten.
Da sauste dem gräflichen Prinzen eine starke Rede scharf um die Ohren. Aber er hielt stand und war mutig genug, den angebotenen Dienst auf der Stelle zu übernehmen. Viele Jahre hütete Sachshelm das Vieh, und er war gut zu den Tieren und sorgte für sie und nahm sich besonders der erkrankten Rinder und Schafe an und suchte heilkräftige Kräuter und Wurzeln und half den Tieren. So machte es Sachshelm und so verlangt es auch Ordon, der im Buch der Ordnung allen sagen lässt, dass sich der Gerechte des Viehs erbarmt. Stattlich gedieh da die Herde, und Sachshelm stieg bei seinem Herrn hoch in Ansehen und Gunst.
Darüber wurden die faulen Mitknechte des Heiligen neidisch, und sie redeten schlecht über ihn beim Bauern, dass er das Vieh mal zu früh und mal zu spät austreibe und dass er vor lauter Beten, Singen und Radschlagen nicht auf das Vieh achte und es herrenlos weit vom Hof weiden lasse. Und wirklich ertappte der Bauer eines Abends den Hirten mit der Herde meilenweit fern in der Wildnis, und er tadelte den Leichtfertigen und hielt ihm vor, dass er unmöglich vor der Nacht die Tiere heimbringen könne. Da entgegnete Sachshelm: „Seid ohne Sorge, Bauer, wenn die Dunkelheit hereinbricht, bin ich daheim.“ So geschah es auch, denn als der Bauer nach scharfem Ritt auf schnellem Pferd im letzten Sonnenstrahl heimkehrte, trieb Sachshelm gerade die Schafe in den Stall.
Da erkannten alle voll Staunen, dass ein Heiliger unter ihnen lebte. Der Bauer nahm die harte Rede zurück, mit der er damals den guten Mann einen Faulenzer und Tagedieb geschimpft hatte, entschuldigte sich bei ihm und ließ für ihn eine Klause bauen, wo Sachshlem noch lange Jahre wohnte und betete. Aus den Höfen ringsum kamen die Bauersleute mit dem kranken Vieh, und Sachshelm heilte die Tiere mit seinen Kräutern und Wurzeln und mehr noch mit seinem kräftigen Segen.
Die heilige Redselm von Jungfernstieg
Redselm lebte in den Tagen des Hexenfalls, im Landes des heutigen Welden und war die Tochter einer angesehenen Hirschsprunger Familie. Schon früh bekannte sich Redselm zu Ordon und gelobte ewige Keuschheit. Um ihre Eltern nicht zu erzürnen erzählte sie selbst diesen nichts von ihrem Entschluss.
Der Vater starb früh und Redselm sollte verheiratet werden. Lang zögerte sie die Verlobungsfeier hinaus und flehte inständig zu Ordon, ihr die Ehe mit einem Heiden zu ersparen.
Als die Mutter schwer erkrankte, unternahm sie mit ihr eine Wallfahrt nach Wurmsnist zur wundertätigen Quelle des Isenhardt, um für ihre Genesung zu beten und das heilende Wasser zu empfangen. Das Wunder geschah und Redselm erschien im Traum der Herr Ordon, der ihr einen Märtyrerinnen-Tod prophezeite. Da selbst die Mutter ihre Heilung als Wunder empfand, willigte sie ein, dass Redselm von nun an ein jungfräuliches Leben führen könne.
Zurück in Hirschsprung löste sie ihr Verlöbnis und gründete mit ihrem Vermögen ein Armen- & Siechenhaus. Zu dieser Zeit versteckten sich verfolgten Heiden in den Katakomben der Stadt. Der Legende nach soll Redselm ihnen Lebensmittel in ihre Verstecke unterhalb des Rehberges wie er einst hieß gebracht haben. Einer der höchsten Berge der Gegend später dann nannte man ihn zu Ehre Redselms Jungfernstieg. Damit sie die Hände frei zum Tragen hatte, setzte sie sich einen Kranz mit Lichtern auf den Kopf.
Als der verschmähte Bräutigam davon erfuhr, zeigte er sie als Hexe beim Stadtherrn von Hirschsprung an. Das kam einem Todesurteil gleich, denn der Stadtherr galt als gefürchteter Hexenverfolger. Redselm wurde festgenommen und schwerer Folter unterzogen. Der Überlieferung nach waren ihre Martyrien, wie einst in der Vision prophezeit – zahlreich und furchterregend.
Es heißt, dass Redselm von einem Ochsenkarren zu Tode geschleift werden sollte. Doch zuerst habe man sie mit siedendem Öl übergossen und ihr die Augen ausgerissen. Gestorben ist sie wahrscheinlich an einem 13. Dezember.
Der selige Grosjohn aus Zweigbruch an der Treidel
Grosjohn war ein kräftiger und mutiger Mann aus Zweigbruch, so groß und stark wie ein Riese. Er wollte dem mächtigsten Herrn der Welt dienen, deshalb machte er sich auf die Suche nach ihm. Als erstes fand er den König von Ohl. Grosjohn stellte seine Kräfte unter die Herrschaft dieses mächtigen Mannes. Eines Tages kam ein Musikant an den Hof des Königs. Eines seiner Lieder nannte das Chaos beim Namen. Darüber erschrak der König. Grosjohn sah, dass dieser Angst hatte. Deshalb verließ er ihn, um dem Chaos zu dienen, der noch größer sein musste als der König.
Eines Tages kam er an einem Ordonsrad vorbei. Das Chaos machte einen weiten Bogen darum. Grosjohn war verwundert, dass der scheinbar mächtigste Herr der Welt dem Rade auswich. Das Zeichen Ordons jagte dem Chaos große Angst ein. So verließ Grosjohn auch das Chaos, um Ordon zu suchen, der sogar noch mächtiger sein musste.
Lange Zeit suchte er ihn. Ein Einsiedler sagte ihm, er solle fasten und beten. Aber das gelang dem bärenstarken Grosjohn nicht. So zeigte der Einsiedler ihm einen anderen Weg zu Ordon: „Kennst Du den großen Fluss, die Treidel, in dem viele Menschen umkommen, wenn sie hinüber wollen? Du bist groß und stark, Grosjohn. Setze Dich an den Fluss und trage Menschen hinüber und warte. Ich wünsche Dir, dass Du Ordon dort begegnest.“ Grosjohn antwortete: „Das kann ich tun. Dadurch will ich ihm dienen.“
Grosjohn baute eine Hütte und wartete an der Treidel. Viele Jahre lang trug er Menschen sicher durch den Strom an das andere Ufer. Dabei stützte er sich auf seinen Stab. Eines Tages hörte er eine leise Stimme: Er erblickte ein Kind, das um Hilfe bat. Grosjohn trug es auf seinen Schultern durch den Fluss. Schritt für Schritt wurde es ihm schwerer und schwerer. In der Mitte des Flusses drohte er zu ertrinken. Mit großer Mühe schaffte er es an das andere Ufer. Er wandte sich dem Kind zu: "Du warst mir so schwer, als ob ich die ganze Welt auf meinen Schultern trug." Das Kind antwortete ihm: "Du hast mehr als die ganze Welt auf den Schultern getragen, Grosjohn. Du hast den mächtigsten Herrn getragen, nämlich den, der die Ordnung aller Dinge erschaffen hat. Denn ich bin Ordon, dem du in dieser Arbeit dienst. Als Zeichen nimm deinen Stab und stecke ihn neben deiner Hütte in die Erde. Er wird am Morgen blühen und Früchte tragen."
Grosjohn ging zurück zu seiner Hütte und steckte seinen Stab in die Erde. Als er am Morgen aufwachte, trug der Stab Blätter und Früchte.
Die Legende vom heiligen Rupert – Jun.
Eine in den frühen Tagen der Mark Welden entstandene Legende besagt, dass der Heilige Rupert von Solsdorf ein Dorf am Fuße der späteren Feste Thalstein in den Bergen zwischen Rottenbruch und Wildwacht besuchte, wo man ihm jene Stelle zeigte, an der einstmals ein Brunnen mit Salzwasser gestanden hatte.
Dieser Solebrunnen war jedoch während der Zeit der ersten großen Trollwanderung derart verwüstet worden, dass man ihn nicht mehr auffinden konnte. Rupert schlug mit seinem Wanderstab gegen einen Felsen, woraufhin erneut Sole aus dem Boden sprudelte.
Der Heilige wies nun seine Begleiter an, weiter nach den Solequellen zu schürfen, so dass der Solebrunnen neu gegraben werden konnte und so zum Quell des Thalsteiner Salzes und zur Lebensgrundlage von Thalstein wurde. Der König war derart erfreut, dass er Rupert das Lehen Thalstein gab, auf das er und seine Nachkommen auf ewig ein Garant des Reichtums für sein Königreich sei.
So sagt die Legende das Rupert schwor, dass das Thalsteiner Salz erst an jenem Tage versiegen möge, wenn kein Kind seiner Linie mehr im Lehen herrsche. Und so kam es. In den dunklen Zeiten vor dem Hexenfall zog der letzte Nachkomme Ruperts in den Krieg und kehrte nie zurück. Kurz nach seinem Fortgang begannen die Brunnen zu versiegen. Doch bis heute wird zu Ordon gebetet, auf das ein Nachkomme zurückkehren möge um die Solebrunnen wieder zum Sprudeln zu bringen.
Der heilige Wunibald von Tertulin
Bruder Wunibald von Tertulin besaß die Gabe der Krankenheilung in einem solchen Ausmaß, dass kaum ein Kranker zu ihm kam, der nicht nach seinem guten Rat und Medizin die Gesundheit wiedergefunden hätte. 385 oder 386 vor der großen Schlacht von Ohl hielt sich Bruder Wunibald in Astolat, im Lande Drühben auf. Dort litt ein Mädchen an sehr schwerer Lähmung. Ihr Körper versagte schon seit langer Zeit jeglichen Dienst. Eigentlich war schon der ganze Leib des Mädchens tot; es war nur noch ein schwacher Lebenshauch in ihr. Schon standen die Verwandten voll Trauer bei der Sterbenden und warteten auf das Begräbnis. Plötzlich ging wie ein Lauffeuer durch die Stadt die Botschaft, Bruder Wunibald sei gekommen. Als der Vater des Mädchens davon hörte, lief er atemlos, um für seine Tochter zu bitten. Doch der Herr von Tertulin hatte gerade die Kirche betreten.
Vor allen Anwesenden und den versammelten Bischöfen umschlang der Greis weinend Wunibald`s Knie und sagte: „Meine Tochter stirbt an einer schrecklichen Krankheit. Aber noch viel grausamer als der Tod selber ist, dass sie schon jetzt nur noch im Geist lebt, weil ihr Fleisch schon fast tot ist. Ich bitte dich darum, dass du zu ihr gehst und sie segnest. Ich vertraue darauf, dass ihr durch dich die Gesundheit zurück geschenkt werden kann". Bruder Wunibald war durch diese Rede verwirrt und entsetzt, so dass er den Mann abzuweisen gedachte. Er sagte, solches gehe über seine Kraft. Der alte Mann habe eine völlig falsche Meinung über ihn. Es sei absolut unwürdig, dass der Herr Ordon durch ihn Zeichen seiner Wundermacht wirken würde. So drängten auch die anwesenden Bischöfe den Bruder, nicht zu der Tochter des Bittstellers zu gehen. Er dürfe sich nicht solche Kräfte anmaßen, die nur den Göttern vorbehalten waren, so man ihn sonst wohl auch der Zauberei anklagen würde. Aber der Vater ließ sich nicht vertreiben, weinte heftig und flehte, die Sterbende doch aufzusuchen. Da ging er endlich zu dem Haus des Mädchens. Vor der Tür stand eine große Menge und wartete, was der Bruder tun werde. Zuerst warf sich Wunibald auf den Boden und betete. In solchen Fällen waren dies seine gewöhnlichen Waffen. Dann schaute er die Kranke an und ließ sich Öl geben, segnete es und goss den wunderkräftigen heiligen Trank in den Mund des Mädchens. Doch nichts geschah.
In seiner Verzweiflung fiel er erneut auf die Knie zum Gebt. So inbrünstig flehte er um des Mädchens Gesundheit, dass er blutige Tränen weinte. Während er so Ordon anrief, vermischten sich sein Blute mit dem heiligen Öle und rann über die fahlen Lippen des Mädchens. Diese erhielt sogleich ihre Stimme wieder zurück. Und nach der Berührung durch des Bruders Hand belebten sich auch dann die einzelnen Glieder wieder, bis sie schließlich auf festen Füßen vor das Volk treten konnte, das die Heilung bezeugte.
Doch all dies nahmen die Bischöfe wohl als erwiesenes Zeichen und verurteilten Bruder Wunibald der Zauberei. Man trennte ihm den Kopfe von Hals und spießte diesen auf die Zinnen über dem Stadttore Astolats. Fortan, so sagt die Legende, ein jedes Mal das ein Kranker durchs Stadttore unter Wunibalds Schädel schritt, weinte dieser blutge Tränen um dem Kranken Linderung zu bringen. Denn Bruder Wunibald Von Tertulin trug das Unrecht niemand nach.
Die heilige Adelhaid von Brabant & das Rosenwunder
Adelhaid war die Tochter eines Fürsten aus Welden. Kaum war sie vier Jahre alt, da wurde sie schon dem Landgrafen von Brabant zur Frau versprochen. So kam sie nach Siefentrutz.
Alle mochten die kleine Prinzessin. Auch Ludwig von Brabant war von seiner zukünftigen Frau sehr angetan. Als Adelhaid 14 Jahre alt war, fand die Hochzeit statt. Was war das für ein prachtvolles Fest!
Doch bald schon begann sich die vornehme Hofgesellschaft über die junge Fürstin zu wundern. Einfache Kleider waren ihr lieber als schöne Gewänder und die Nöte des Volkes interessierten sie mehr als die Festlichkeiten am Hofe.
Als im Land eine fürchterliche Hungersnot ausbrach, ließ Adelhaid kurzerhand die Kornspeicher des Grafen leeren. Sie nahm sogar Geld aus der Schatzkammer, um die Not der Bürger zu lindern. „Du verschenkst unser Geld an diese Faulpelze!“ So schimpften die Verwandten. Doch Ludwig verstand seine Frau. Er hielt treu zu ihr und verteidigte sie. Ludwigs Bruder Heinrich aber beargwöhnte misstrauisch alles, was Adelhaid tat. Z uletzt wurde es Adelhaid verboten, Nahrungsmittel zu verteilen. So einfach aber ließ sie sich nicht einschüchtern. Heimlich machte sie sich mit einem Korb voller Brote auf den Weg ins Dorf. Da kam ihr Heinrich entgegengeritten. Höhnisch lachte er auf. Nun würde er Adelhaid auf frischer Tat ertappen. „Was hast du da in dem Korb?“, herrschte er sie an. „Es sind Rosen“, antwortete Adelhaid. Und wie sie das Tuch zurückschlug, da lagen wirklich lauter Rosen in dem Korb. Missmutig ritt Heinrich davon. Doch schon bald starb Ludwig an einer Krankheit und nun kam Heinrich auf den Thron. Er wollte diese Geldverschwendung nicht länger dulden.
Adelhaid musste die Burg verlassen. Nur ihre drei Kinder und zwei getreue Mägde begleiteten sie. Da Adelhaid all ihr Vermögen zurücklassen musste, litten sie große Not. Als Freunde später dafür sorgten, dass Adelhaid etwas von ihrem Erbe zurückerhielt, ließ sie damit ein Kloster & Spital bauen. Bis an ihr Lebensende kümmerte sie sich um Not leidende Mitmenschen.
Adelhaid von Brabant ist Patronin der Bäcker und Bettler.
Der heilige Rainald - 1. Feb.
Es heißt, Rainald Tauler sei Anfangs Leibeigner eines Ritters aus Trunkelsbach gewesen, der seinen Herrn im Zorn erschlug. Nach seiner Flucht aus der Knechtschaft habe er zu dieser Zeit vor allem vom Diebstahl gelebt. Bis zum Hauptmann einer Räuberbande soll er aufgestiegen sein, berichten die Legenden.
Diese Zeit war von Mord, Unzucht und ausgelassenen Gelagen geprägt. Doch irgendwann kam auch für Rainald die Stunde der Bekehrung, er verlief sich in dunkelster Winternacht im Gehölz des Zinnwaldes und wähnte sich schon des Todes, als er Wolfsgeheul hinter sich hörte. So rief er Ordon an er möge ihn retten.
Da trat ein riesiger Grauwolf aus dem Gehölz, besah ihn mit funkelnden gelben Augen und sprach „Verschonen will ich dich und dir ein langes Leben schenken. Doch wo die Wölfe Wache halten, sollst du für jedes von dir genommene Leben hundert Jahre in den Wäldern Siefentrutzes herumstreifen und den Hilflosen den Weg weisen und sie retten!“
Als Rainald zustimmte trat der Wolf beiseite und hinter ihm schimmerte Licht in der dunklen Nacht. Und so geschah es, das Rainald errettet wurde, wart er auf seinen Irren doch keine achtzig Schritte vor den Toren Wolfrathsheims gekommen.
Jahr um Jahr streifte er so dann umher. Gerade in den Wintermonaten wanderte er nächtelang durch die dunklen Wälder der Mark und trotzte der bitteren Kälte, um in Not geratene Wanderer und Händler mit seiner Laterne aus dem finsteren Gehölz zu führen. Auch gab er den Bedürftigen seine Schuhe, selbst bis hin zum letzten Beinkleid. Und so verführ er bis zum letzten Tage eines langen Lebens.
Seit jenem Tage nun rufen jene, in der Siefentrutzer Mark, die vom Wege abgekommen sind, wie auch jene die nach einem geliebten Menschen suchen:
„Wo die Wölfe Wache halten!“
In der Hoffnung, der heilige Rainald erscheine ihnen in der Gestalt eines Grauwolfes und führt sie an ein sicheres warmes Feuer, auf das sie nicht im finst`ren Wald elend zu Grunde gehen mögen. Und so mancher schwört, dass ihnen eben jenes in einer bitter kalten Nacht wiederfahren sei
Der heilige Igelhardt von Paavo
Einst lebte ein finstererer Drache in den Wäldern zwischen Siefentrutz und Nordhalben im Schutze der großen Trollmauer.
Der Drache forderte Opfer und erhielt zuerst täglich zwei Schafe, später einen Menschen und ein Schaf, danach Kinder, die durch das Los ausgewählt wurden. Gemäß der Überlieferung war der Drache eine Strafe Ordons für den Götzendienst einiger Ohler, welche nicht von ihrem heidnischen Glauben abschwören wollten.
Eines Tages fiel das Los auf die Tochter des Markgrafen von Nordhalben. Dieser versuchte das Volk mit Gold zu bestechen, jemand anderen zu erwählen, jedoch ohne Erfolg. In einem Brautkleid wurde die Prinzessin dem Drachen zugeführt.
Bevor der Drache die Prinzessin fraß, kam Igelhardt von Paavo hoch zu Ross an den Ort. Die Prinzessin wollte ihn fortschicken, doch er bestand darauf, zu bleiben. Als der Drache ankam, schlug Igelhardt ein Ordonsrad, ritt auf ihn zu und verletzte ihn ernsthaft mit seiner Lanze. Er ließ sich von der Prinzessin dann ihren Hüfthalter geben und band den verletzten Drachen damit, wodurch sie ihn dann wie an einer Leine führen konnte.
Sie führten den Drachen in die nächste Stadt zu Wurmsnist, zum Entsetzen der Bevölkerung. Der heilige Igelhardt bot an, den Drachen zu töten, unter der Bedingung, dass das Volk zu Ordon konvertiert, woraufhin 800 Bauern, und auch der König eingeschlossen, sich taufen ließen. Er köpfte den Drachen, und er wurde auf vier Ochsenkarren aus der Stadt gefahren.
Der König baute eine Kirche zu Ehren des Igelhardt in Wurmsnist. Aus dem Altar dieser Kirche entsprang eine Quelle, deren Wasser alle Krankheiten heilen konnte, so heißt es.
Die Legende des Heiligen Braulicus, des Bierheiligen
Im Königreich von Ohl lebte einst ein frommer Mönch namens Braulicus. Er war bekannt für seine außergewöhnlichen Fähigkeiten im Brauen von Bier, das nicht nur köstlich, sondern auch von heiliger Bedeutung war. Die Mönche des Klosters St. Gelden hatten die Tradition, Bier zu brauen, um die Gemeinschaft zu stärken und den Bedürftigen zu helfen. Braulicus war der Meisterbrauer des Klosters und widmete sein Leben der Kunst des Bierbrauens.
Eines Tages, als eine schwere Dürre das Land heimsuchte, litten die Menschen in Hopsburg, einem kleinen Örtchen in Welden, unter Wassermangel. Die Felder verdorrten, und die Brunnen waren versiegt. Die Dorfbewohner waren verzweifelt und beteten zu den Heiligen um Hilfe. Braulicus, bewegt von ihrem Leid, beschloss, ein Fest zu Ehren der Heiligen zu veranstalten, um um Regen zu bitten.
Er braute ein besonderes Bier, das er „Ordonstrunk“ nannte, und lud die Dorfbewohner ein, an dem Fest teilzunehmen. Während des Festes sprach Braulicus ein Gebet und bat um den Segen der Heiligen. Er forderte die Menschen auf, das Bier zu teilen und gemeinsam zu beten. Als die ersten Tropfen des „Ordonstrunk“ flossen, geschah ein Wunder: Dunkle Wolken zogen über das Land, und ein sanfter Regen begann zu fallen. Die Felder erblühten, und die Brunnen füllten sich wieder.
Die Dorfbewohner waren überglücklich und betrachteten Braulicus als einen Heiligen. Von diesem Tag an wurde er als der „Heilige Braulicus“ verehrt, der nicht nur das Bier braute, sondern auch das Leben der Menschen rettete. Sein Bier wurde zum Symbol der Gemeinschaft und des Glaubens, und die Menschen kamen von weit her, um sein köstliches Gebräu zu kosten.
Nach seinem Tod wurde Braulicus im Kloster St. Gelden beigesetzt, und sein Grab wurde zu einem Wallfahrtsort für Gläubige. Jedes Jahr findet ein großes Fest zu seinen Ehren statt, bei dem das „Ordonstrunk“-Bier gebraut und geteilt wird.