Siefentrutz
(Die Forstmark)
Die Mark Siefentrutz hat ihren Namen ursprünglich durch die Lage der Feste Wolfratsheim. Diese dergestalt gelegen, so man aus Norden kommt, am Ende eines engen, schluchtenartigen Waldtales.
Folgt man der einzigen Handelsstraße entlang an dem kleinen Rinnsal durch das feuchte Bachtal hindurch, gelangt man nach gut einer Stunde Fußmarsch nach Wolfratsheim. Eine Trutzburg wie sie im Buche steht. Meterhohe, aus dunklen Weldener Stein erbaute, meterdicke Wehrmauern. Durchbrochen von einem, zwei Kutschen breitem, eisenbeschlagenem Tor, das trotz seiner Jahre aussieht als würde es sogar das Jüngste Gericht zurückhalten können.
Der Weg in die Mark
Folgt man nicht der Handelsstraße, gelangt man auf ganzer Länge oder vielmehr auf der gesamten Grenze zwischen Nordhalben und Siefentrutz an die „Trollmauer“. Ein natürlicher Ausläufer des Kahlen Bergen außerhalb der Landesgrenzen gelegen. Die Troll-Mauer ist eine aus harten Sandsteinen bestehende Felsformation die auf fast der gesamten Länge auf der Grenze zwischen den zwei Marken verläuft. Zahlreiche markant herausragende Einzelfelsen der „Trollklippen“ tragen Eigennamen, wobei für die Reisenden einzig wichtig das Überwinden dieser natürlichen Barriere ist. Dies ist einzig jeweils über grüne Treidel, die Manger oder auf dem Landwege durch Wolfsrathsheim möglich.
Dadurch das die einzige befahrbare Handelsstraße durch die Festungsstadt und den Zwillingstoren führt, ist sie dreh und Angelpunkt jeglichen Handels zwischen dem Norden und dem im Süden liegenden Welden und weiter in die anderen Königreiche wie z.B. Drakenstein. So wuchs die Feste mit den Jahren schnell zu einem der wichtigsten Handelszentren und erhob sich geschwind zur Hauptstadt der Mark. Traditionell Sitz des Markgrafen.
Hat man so also die Mark Nordhalben verlassen und auch Wolfratsheim, durch das zweite Stadttor, hinter sich gelassen, eröffnet sich dem Reisenden die Siefentrutzer Mark. Ein unwegsames Gelände, von dichten Wäldern bedeckt und wilden Tieren bewohnt. Zumeist Tannen und Fichten – ein dunkler ungastlicher Nadelwald. Die einsamen Wälder bieten zahlreichen Tieren ein Zuhause. Rehe, Wildschweine, Füchse, Dachse und Hasen fühlen sich hier pudelwohl. Auch Bären, Luchse und Wölfe leben in dieser Region.
Zur Zeit der ersten Besiedelung nutzten die Menschen verstärkt die großen Holzreserven der Mark. Große Flächen des Waldgebietes wurden gerodet, um sie als Weide- und Ackerflächen landwirtschaftlich zu nutzen, aber auch um den Holzbedarf des Erzabbaus der Welderner Bergwerke, zu decken. Nicht nur für die Gruben, auch für die Erzverhüttung wurde viel Holz benötigt. Handwerke wie die Köhlerei und die Flößerei trugen mit ihrem Holzbedarf ebenfalls dazu bei, dass sich die Wälder lichteten. Nicht zuletzt auch die Glashütten Siefentrutzes brauchten Holz.
Verlässt man also die Hauptstadt biegt die Handelsstraße als bald nach Westen ab und führt vorbei an einigen kleinen Dörfern, bis zur Feste von Wurmsnist. Eine der wichtigsten Verteidigungsanlagen im Westen des Reiches. Für den weiteren Schutz in der Mark sorgen die Burgen Weesenstein, Fuchsmühl, Trunkelsbach und Schloss Geisselwind. Als bald gelangt man dann nach Welden, so man die letzte Feste der Mark, das Schloss zu Grauburg passiert hat.Die Siefentrutzer sind verschrien als traditionell rückständig und ein wenig verbohrt. Vielleicht etwas grummelig und bärbeißig aber sobald man sie näher kennengelernt hat, treue Freunde. Jegliche liberalen Strömungen in der Rechtsprechung, den Umgang sowie Auslegung religiöser Bräuche und Exerzitien oder gar die Ständetrennung werden in Siefentrutz allerdings lieber auf die alte Weise nach gutem Brauch begangen. Markgräfin Katryna von Siefentrutz und ihre adligen Vasallen hält diese Tradition weitgehend am Leben, so wie es ihre Familie seit Generationen in Siefentrutz schon getan hat.
Spezielles Markrecht Siefentrutz
Die Stände-Ordnung der Mark Siefentrutz entspricht in großen und Ganzen den in Ohl üblichen zwei Ständen.
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Den ersten Stand / der Wehr- & Lehrstand – besteht aus den Mitgliedern des Adels, sei es Hochadel, dem niedrigen Adel oder auch dem verarmten Landadel und abseits dieser Rangstruktur aus den Angehörigen des Klerus. Adelstitel sowie Lehen werden durch die Blutlinie vererbt oder von der Krone vergeben. Der Klerus wird berufen, sowie die höheren Weihen von der „Prima Mater“ verliehen.
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Der zweite Stand / der Nährstand umfasst alle Menschen, die nicht den ersten Stand angehören. Dabei unterscheidet man hier in Siefentrutz noch zwischen freien Bürgern und Leibeigenen.
Leibeigenschaft
Leibeigenen ist es nicht erlaubt vom Gutshof ihres Leibherren fortzuziehen. Ihr Frondienst beginnt mit der Geburt und endet an dem Tage ihres Todes. So darf ein Leibeigener auch nur mit Zustimmung seines Herren heiraten. Er unterliegt einzig der Gerichtsbarkeit des Leibherren.
Das Ius primae noctis
Das Recht der ersten Nacht bezeichnet das Recht eines Gerichtsherrn, bei der Heirat von zwei seiner Herrschaft unterstehenden Personen die erste Nacht mit der Braut zu verbringen oder einen Geldersatz zu verlangen. Üblicherweise wird dies Brautgeld mit zur Mitgift der Braut gerechnet und oftmals vom Leibherren als Hochzeitsgeschenk erlassen. Die erste Nacht wurde schon seit Jahrhunderten offiziell nicht mehr von den Lehnsherren eingefordert. Auch wenn dies Gesetz noch Gültigkeit hat.
Stadtfreiheit und Nachbarmarken
Freigekauften Leibeigenen steht es frei, als Bürger in eine der freien Städte zu ziehen oder als Grundhörige Grund und Boden ihres Grundherrn zu bewirtschafteten.
So sich ein Leibeigener in eine freie Stadt oder andere Mark der Befehlsgewalt seines Herrn entzieht hat sich der Rechtsbrauch durchgesetzt, das ein in einer Stadt wohnender Unfreier, etwa ein seinem Grundherrn entlaufener Bauer, nach Jahr und Tag nicht mehr von seinem Dienstherrn zurückgefordert werden kann und er somit ein freier Stadtbewohner wird. Wenn der Dienstherr aber, so er den Geflohenen gefunden hat, mit vier Zeugen beweisen kann, dass der Leibeigene sein Eigentum ist, muss er ihm wieder dienen.
Die Siefener Häscher, „die Wölfe“, gedungene Männer und Frauen, welche sich auf das Auffinden und Zurückführen von Entflohenen spezialisiert haben, sind über die Landesgrenzen hinaus berüchtigt.
Recht: Forsthoheit, Jagdrecht & Forstbann
Die Forsthoheit liegt seit je her beim König. Aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung des Siefentrutzer Forstes unterliegen Verbrechen und Verstöße gegen die Waldbestände Ohls königlichem Recht. Sei es Brandstiftung, ungesetzliche Rodung, Wilderei oder unterlassene Aufforstung, die Strafen sind empfindlich. Zum einen dienen diese Gesetze dem Erhalt des Bestandes und verhindern auf der anderen Seite die Gebietserweiterungen sowie die Verwüstung der Staatsforste durch die Erlassung entsprechender Gesetze durch die Markgrafen.
Dennoch liegen die wirtschaftliche Nutzung und Ausbeutung dieser natürlichen Ressource beim Markgrafen.
In den Siefentrutzer Wäldern gilt ferner das freie Jagdrecht. So ist auf dem eigenen Grund und Boden jederzeit das Fallenstellen sowie das Jagen erlaubt. Einzige Einschränkung ist der Forstbann sowie die Beizjagd, der Fang von Raubvögeln, der wie folgt geregelt wird:
„Wer in einem fremden Walde Falken einfängt - des Königs Jagd-Gehege ausgenommen - darf sie behalten. Kommt nun der Herr des Waldes zufällig dazu, so kann er allerdings die Falken ihm abnehmen. Weiter soll er ihn aber nicht um Schuld belangen, und wir befehlen also: Wer im Gehege des Königs Falken fängt, ist ihm 12 Kupfer schuldig" So besitzen die Halb- und Unfreien kein Jagdrecht. Unfreie Jäger übten die Jagd nur im Auftrag ihrer Herren aus und nicht aufgrund eigener Rechte.
So der König einen Forste mit dem „Forstbann" belegte bezeichnet man diesen als Bannforst. Die wirtschaftliche Nutzung eines Bannforstes ist nur dem König erlaubt. So unterscheidet man den Kronwald sowie den königlichen Forst. In einem Kronwald sind alle Einzelnutzungsrechte dem König Vorbehalten und in einem königlichen Forst gilt nur der „Jagdbann" vor allem was den Hirsche betrifft. Die königlichen Amtleute und deren Forst- und Jagdbedienstete sind des Weiteren für den Schutz der Forste zuständig. So wurde ihnen unter anderem durch den König in den Bannforsten aufgetragen den „Wildstand in den Forsten gut zu hegen, sowie Jagdfalken und Sperber für unseren Gebrauch" anzurichten.
Recht: Die Geisel / Der Erstgeborene
Um sich die Loyalität seiner Getreuen zu sichern ist es üblich das der Erstgeborene eines jeden Adligen im Alter von acht Jahren an den Hofe des Markgrafen zieht. Vielmehr wird er als Geisel dorthin verbracht. Dort angekommen wird der Junge bis zum Mannesalter in den Kriegskünsten unterwiesen und abhängig von Eignung, Rang und Vermögen der Familie zu einem Ritter erzogen. Jene die später nicht die nötigen Bedingungen zur Ritterschaft erfüllen haben die Möglichkeit Karriere in der Armee der Mark zu machen oder den Weg der Kirche zu beschreiten, um sich dort zu beweisen.
Diese Loyalität, wenn auch anfänglich erzwungen sichert dem Hause Siefentrutz, neben dem Lehnseid, seit Jahrhunderten die uneingeschränkte Macht und den Einfluss in der Mark. Diese Treue wird jedoch seit je her gleichermaßen großzügig vergolten. Auch wenn diese Praxis grausam erscheint, ist die markgräfliche Familie bestrebt ihrerseits seinen Vasallen mehr als nur die Treue zu halten. Die Siefentrutzer Markgrafen stehen in Wort und Pflicht stets und zu allererst schützend vor ihren Untertanen.
Strafrecht: Das Säcken
Eine traditionelle Siefentrutzer Art der Hinrichtung als Bestrafung von Mördern und ähnlichen Gesindel ist das Säcken. Dabei wird der Verurteilte zusammen mit einem schweren Stein, einer Schlange und einem Hahn in einen Sack eingenäht und gemeinsam in einen Fluss geworfen auf das dort allesamt ihr Leben verwirken. Mittlerweile findet diese Strafe anderorts in aufgeklärteren und gemäßigten Landstrichen jedoch keine Anwendung mehr.
Strafrecht: Das Pfählen
Eine weitere traditionelle Strafe für besonders schwere Verbrechen ist das Pfählen. Dabei wird der Verbrecher bei lebendigem Leib ein Pfahl durch den Körper getrieben und senkrecht am Wegesrand aufgestellt. Diese Art der Bestrafung wird zumeist als Strafe für Ehebruch, Hochverrat oder Kindsmord angewendet.
Handel und Wandel in Siefentrutz
Der zentrale Handelsort der Mark ist Wolfratsheim. Dort werden die wichtigsten Handelsgüter der Mark in das ganze Reich und darüber hinaus veräußert. Aufgrund seiner speziellen Lage zwischen den anderen Marken des Reiches ähnlich eines Nadelöhrs verwundert es nicht, dass man schnell erkannte, dass man hier Geld verdienen kann. Sei es die Besteuerung der Handelsgüter, oder das mannigfaltige Angebot der Stadt, erfolgreiche Handelsabschlüsse kräftig zu begießen und den Handel zu feiern.
„Auf dass die Öfen Ohls niemals erlöschen mögen“ Leitspruch der Siefentrutzer Köhler. Das wohl wichtigste Handelsgut ist Holz. Die Siefentrutzer Tanne eignet sich als Bau- und Möbelholz, Spielzeug sowie die Nutzung als Brennholz. Sämtliche Handwerke, welche die Holz Be- und Verarbeitung betreffen sind in Siefentrutz beheimatet und haben sich über die Landesgrenzen hinaus einen Ruf erarbeitet, der schon fast legendär ist. Sei es die berühmte Grauburger Kohle der Kohlbrenner, die meisterliche Kunstfertigkeit der Fuchsmühler Spielzeugbauer oder das bekannte Trunkelsbacher Butzenglas. Es gibt wohl nicht eine Kirche Ordons die nicht ein prunkvolles Kirchenfenster aus Trunkelsbacher Butzen besitzt.
Landwirtschaftliche Erzeugnisse hingegen werden vornehmlich aus Nordhalben importiert. Es mangelt an Ackerböden. Zum einen wird jede gerodete Fläche zügig wieder aufgeforstet da der Siefentrutzer Forst dem königlichen Edikt unterliegt. Zum anderen ist der Wald so expansiv, dass es schon fast unheimlich wirkt, wie schnell der Wald sich ausbreitet und sich zurückholt was der Mensch ihm an Lebensraum nimmt. Die alten Legenden sprechen davon das der Wald lebt und bevölkert wird von einer Unzahl an Geistern und Spukgestallten.
Folklore & Besonderes in Siefentrutz
Die letzte Feste der Inquisition
Den vier großen Säulen des Glaubens entsprechend, gab es vormals in Ohl vier Zitadellen der Inquisition. Die Zeit überdauert hat bis heute nur eine Hochburg die Feste Geisselwind. Heimstätte seiner Exzellenz des Großinquisitors zu Ohl von Ordons Gnaden, Jacobus von Mönau.
Die Wölfe von Siefentrutz
Die Wölfe von Siefentrutz sind ein rauer Haufen von ehemaligen Soldaten, Jägern und Söldnern. Entstanden aus einer Söldnereinheit der großen Schlacht im „Hexenfall“ dessen Mitglieder alle aus Siefentrutzer Waisenhäusern stammten, die weder Weib noch Familie hatten. Sie waren berüchtigt dafür brutal und grausam gegen den Feind zu fechten, da sie nichts außer ihr Leben zu verlieren hatten.
Als die Schlacht geschlagen ward, kehrten diese in die Heimat zurück, doch stellte man schnell fest, dass man keine rechte Aufgabe für diese gefährlichen Krieger hatte. So übertrug man ihnen, in der Hoffnung das sich diese Truppe nicht gegen das Reich wende und zu Räubern würde, das Recht als Häscher nach entflohenen Leibeigenen zu fahnden. Einzig dem Siefentrutzer Markgraf und ihrem Hauptmann unterstellt jagen diese äußerst gefährlichen Männer und Frauen für ein Kopfgeld nach entlaufenen Straftätern. Wievielte es von Ihnen derzeit gibt ist nicht bekannt. Einer Schätzung nach zwischen fünfzig und einhundertundfünfzig. Sie alle tragen jedoch eine Zeichnung am linken Unterarm, so dass man sie ein Leben lang als Teil des Rudels erkennen möge.
Sage: Die Trollmauer
Viele Sagen ranken sich um die Trollmauer. Eine davon ist diese: Mit großer Sorge sah der König der Trolle vom kahlen Berge aus, wie in Nordhalben immer mehr Kirchen und Klöster errichtet wurde. Die Glocken schmerzenten den Troll in den Ohren und er fürchtete seine Macht würde ebenso gebrochen werden. Wodurch auch seine Opferstätten veröden würden. Denn dort brachten die Menschen den Trollen Gaben um sie zu beschwichtigen und den Frieden zu wahren. Da beschloss er eine riesige Mauer mit Hilfe einer Hexe zu errichten. Doch wenn sein finsteres Werk und sein Pakt gelingen sollte, musste die Tat bis zum Hahnenschrei vollendet sein.
Schon früh auf den Beinen zum Markt nach Wehlenburg war eine Bäuerin mit ihrem Waren und einem Hahn im Korbe auf dem Rücken. Sie war verwundert, als sie auf ihrem gewohnten Wege die gewaltige Mauer erblickte, erschrak und stürzte, als sie den König der Trolle bei seinem Werke sah. Ebenso erschrocken war der Hahn im Korb und krähte so laut er konnte. Der Trollkönig hörte den Hahenschrei, glaubte deshalb, dass die Nacht zu Ende sei und er mit seinem Vorhaben gescheitert sei und zerstörte vor Wut die Mauer bei Wolfrathsheim. Die Hexe jedoch forderte ihren Preis und der Trollkönig hatte nichts mehr was er ihr für einen weiteren Handel anbieten konnte. So gab er sein Vorhaben alsdann auf.
Sage: Das Schwert „Acht-Hau“ am heiligen Kloster Sankt Brabant
Einstmals wohnte in der Nähe von Fuchsmühl auf einer Burg der wilde Ritter Hug. Er war schon früh Witwer geworden und hatte nur noch eine Tochter mit Namen Berta. Mit ihr zusammen wuchs auf der Ritterburg ein Knabe mit Namen Teutbold auf. Ritter Hug hatte ihn aufgenommen, als sein Vater im Felde blieb. Eines Tages merkte der Ritter, dass seine Berta und der Jüngling sich liebgewonnen hatten. Er hatte aber für seine Tochter den Sohn des benachbarten Ritters von Trunkelsbach als Gemahl ausgewählt. Dieser Junker Eberhard war zwar ein roher Grobian, aber aus edlem Geschlecht und sehr reich. Berta wollte aber von Eberhard nichts wissen, sie liebte nur ihren Pflegebruder Teutbold. Also berieten die Beiden, was zu tun wäre, damit Berta den verhassten Junker nicht zu heiraten brauchte.
Da sprach Teutbold eines Tages: „Höre, Geliebte, ich will in die Schlacht gegen die Drühbener ziehen, wie es so viele Ritter derzeit tun und will dort für Ohl kämpfen. Wenn ich dann zurückkehre und Ehre und Reichtum gewonnen habe, so will ich deinen Vater bitten, dass er dich mir zur Gemahlin gibt. Bleibe mit nur treu und weigere dich standhaft, Eberhard zu heiraten.“. Weinend umarmte ihn da die liebliche Jungfrau und versprach im treu zu bleiben.
Teutbold bereitete sich und seine Knappen auf die Reise vor. Als alles bereit war, trat er eines Tages gerüstet in das Gemach von Ritter Hug. Der hatte gerade Besuch vom Ritter von Trunkelsbach und dessen Sohn. Hug hatte ihnen soeben versprochen, dass Eberhard seine Berta zur Gemahlin bekommen sollte. Als Teutbold eintrat und von seinen Plänen berichtete, in die Ferne zu ziehen, um Ehre und Reichtum zu erwerben, lachten die Drei ihn höhnisch aus. Besonders Eberhard verhöhnte ihn unbotmäßig, aber da flog ihm auch schon Teutbolds Handschuh ins Gesicht. „Bube“ schrie ihn Teutbold an, „diese Schandrede sollst du mir büßen. Wenn ich zurückkehre, bin ich ein Ritter wie du – dann fordere ich dich vor meine Klinge und dann hüte dich.“.
Wutentbrannt wollte er davoneilen, als Berta eintrat. Er legte seinen Arm um sie und rief: „Seht her, sie ist meine Braut, wir lieben uns von ganzem Herzen und keiner kann uns trennen!“ Und zu Ritter Hug gewendet sprach er: „Wenn ich wiederkomme, fordere ich sie von dir als mein Weib!“. Dann eilte er davon.
Teutbold zog in den Kampf gegen die Hexe nach Drühben, bestand dort viele siegreiche Kämpfe und kehrte nach einem Jahr in die Heimat zurück. Auch sein Vorhaben, zu Ehre und Reichtum zu kommen hatte er erreicht und als er aus der Ferne die vertrauten Siefentrutzer Wälder erblickte, klopfte ihm das Herz bis zum Hals. Nun würde er bald erfahren ob seine geliebte Berta ihm treu geblieben war.
Er kehrte noch auf der Burg eines befreundeten Ritters ein. Dort erkundigte er sich nach seiner Berta und erfuhr, dass sie am kommenden Tag vermählt werden sollte. Lange hatte sich seine Geliebte standhaft gegen den Willen ihres Vaters behauptet. Dann aber hatte der sie gezwungen Eberhard zu heiraten. Schon heute zogen viele Gäste zur Burg von Ritter Hug, um die morgige Hochzeit in aller Pracht mitzuerleben.
Sofort legte Teutbold sein festlichstes Rüstzeug an und ritt los zur Burg seines Pflegevaters. Als er dort angekommen, in glänzender Rüstung mit geschlossenem Visier den Festsaal betrat, schauten alle verwundert zu dem imposanten Ritter auf. Ritter Hug begrüßte den fremden Gast und fragte nach seinem Namen. Der aber sagte: „Erlasst es mir jetzt, meinen Namen zu nennen und erlaubt mir nur, wie jedem ritterlichen Gast, eine Stunde auf eurer Burg verweilen zu dürfen!“ das gestattete ihm der Burgherr.
Da trat Berta am Arm ihres Bräutigams in den Saal und sie sah gar nicht wie eine fröhliche Braut aus. Traurig, blass und mit eingefallenen Wangen blickte sie in die Versammlung. Plötzlich zuckte sie zusammen, denn der fremde Ritter trug eine gestrickte Binde, die sie ihrem Geliebten zum Abschied geschenkt hatte. Dieser Fremde konnte nur ihr geliebter Teutbold sein! Sie begann zu zittern und konnte sich kaum noch aufrecht halten.
Besorgt fragte Eberhart, was ihr denn fehle. Da trat Teutbold heran und sprach: „Was eurer Braut fehlt, das kann ich euch sagen! Der rechte Bräutigam fehlt ihr, denn das seid Ihr nicht! Mit Euch tritt sie nur unter Zwang vor den Altar.“. Zornbebend antwortete Eberhart: „Wie könnt ihr es wagen, so etwas zu sagen! Soll der etwa der rechte Bräutigam sein, den die Drühbener längst getötet haben?“ Da schlug Teutbold sein Visier zurück und schrie dem Verschreckten zu: “Sie hier, ich bin es! Und nun erinnere dich, dass ich dir zum Abschied den Fehdehandschuh ins Gesicht geworfen habe. Willst du diese Schande auf dir sitzen lassen? Wenn nicht, dann bestimme Ort und Stunde für einen ehrlichen Zweikampf!“ mit diesen Worten verließ er den Saal.
Berta aber lies ihren Bräutigam stehen und eilte Teutbold nach. Als sie ihn eingeholt hatte, erzählte sie ihm mit bebender Stimme, dass sie ihm treu geblieben sei und dass sie ihren Vater bitten werde sie frei zu geben. Voller Freude hörte Teutbold diese Worte der Liebe und Treue und schied glücklich von der Geliebten.
Teutbold verließ die Burg und ritt nach Fuchsmühl. Sein Weg führte ihn an der Abtei Sankt Brabant vorbei. Als er im hellen Schein des Mondes das Ordonsrad über dem Eingang erblickte, stieg er ab und kniete zu einem andächtigen Gebet nieder. Plötzlich hörte er verdächtige Geräusche hinter sich und als er sich umblickte, blitzte ein Schwert im Mondschein und durchbohrte seine Brust. Mit einem Aufschrei sank er nieder und erkannte seinen Mörder – es war der verruchte Eberhard von Trunkelsbach. Mit brechender Stimme rief er ihm noch zu: „Du elender Feigling, nennst du das einen ehrlichen Zweikampf? Aber wisse, Berta wird nie dein Weib!“ Drohend reckte er ein letztes Mal seine Faust empor, dann sank er um und war tot.
Vor Wut haute der Mörder den Teutbold in acht Stücken. Über sich selbst entsetzt, eilte Eberhard zurück zur Burg von Hug. Als er den Saal betrat nahm er sich zusammen, niemand sollte ihm etwas anmerken. Aber alle wichen erschreckt und entsetzt vor ihm zurück, denn seine Hände, sein Schwert und sein Gewand waren mit Blut bedeckt. Als dies Berta sah, schrie sie Eberhard mit bebender Stimme an: „Verruchter Mörder, du hast mir den Geliebten erschlagen! Fort, mir aus den Augen!“ Dann sank sie tot zu Boden, der furchtbare Schreck hatte ihr das Herz gebrochen.
Entsetzt blickte Eberhard auf ihren Leichnam. Dann fing er an zu toben, die schrecklichen Ereignisse hatten ihm den Verstand genommen. Er hatte Berta ja auch geliebt und wilde Eifersucht hatte ihn zu dieser Mordtat getrieben. Er stürzte aus dem Saal, schwang sich auf sein Ross und ritt gen Fuchsmühl nach Sankt Brabant. Neben Teutbolds Leiche zog er sein Schwert und stürzte sich hinein.
Am nächsten Morgen fanden die Brüder, auf ihrem Weg zur Messe, die beiden Toten. Schnell sprach sich der Hergang dieser grausigen Tat herum. Ein Mönch zog dem entseelten Mörder das Schwert aus der Brust und man hängte es an dem Tatort an der Kirchenmauer auf. An einer eisernen Kette schwang es dort im Winde, zur Erinnerung und Mahnung. Keine Pflanze wuchs an dieser Stelle auf dem Erdboden und am Jahrestag der Mordtat fällt vom Schwert ein blutiger tropfen herab auf die wüste Stelle. Und wenn das Schwert keiner abgenommen hat, so schwingt es dort noch heute im Wind.
Sage: Der Raubritter von Grauburg
Vor langer, langer Zeit stand auf dem Felsen des Graustein ein mächtiges Schloss. Dieses Schloss blickte mit seinen Mauern und Türmen nicht nur bedrohlich auf das naheliegende Dorfe. In diesem Schloss hauste ein schrecklicher Raubgraf, der das Land drangsalierte, wie es ihm gefiel, brandschatzte, raubte und mordete. Keiner war imstande, dem Siefentrutzer Einhalt zu gebieten. In seinem festen Schloss saß er sicher, die grauen Mauern schützten ihn vor jeden Angreifer.
Doch was Menschen nicht möglich ist, kann von anderer Gewalt besorgt werden. Eines Tages überfielen der Raubritter und seine Gesellen einen Ordons-Priester, der mit den letzten Sakramenten, Brot und Wein, zu einem Sterbenden eilte. Der Pfaffe machte gerade eine kurze Rast um einen Schluck Wasser zu trinken und seinen Krug an der Quelle der Murg wieder aufzufüllen, als die bösen Gesellen ihn seiner Gefäße beraubten und ihn selbst ordentlich prügelten. Der Priester verfluchte die Räuber.
Bald darauf brausten schreckliche Gewitter über den Hotzenwald. Wilde Blitze zuckten. Besonders bedrohlich ballten sich die Wolken über dem Graustein. Es leuchteten immer wieder die Mauern auf der Höhe im Blitze auf, und der Donner krachte in ins Gemäuer. Als sich am anderen Morgen die letzten Wolkenfetzen aufgelöst hatten, strahlte die Morgensonne auf einen kahlen Graustein. Keine Spur des Raubschlosses zeigte sich mehr. Der schreckliche Raubritter war mit seiner Burg vollständig untergegangen.
Es heißt, dass der wüste Raubgraf mit seinen Gesellen in das Erdesinnere gefahren und verflucht sei. Er müsse unter dem Walde und dem Grausteine gebannt bleiben, bis die letzte Tann des Hotzenwaldes gefällt sei. Dann schlüge für den Graf die Stunde der Erlösung. Auf den Trümmern des Graustein sollte aber alsbald ein neues Schloss entstehen, dessen Herren mächtige Beschützer der Ordons-Kirche werden würden.
Sage: Der Tatzelwurm vom Wurmsnist
Der Name der Feste Wurmsnist kommt nicht von Ungefähr. Denn in der nahen Birkenstein-Klamm hauste dazumal ein fürchterliches Drachenuntier, wo der Auerbach sich seit Jahrtausenden in den Felsen gefressen hat. Über zwei Felsstufen stürzt er in eine nur wenige Meter breite Klamm gurgelnd, rauschend, schäumend und sprühend siebzig Meter in die Tiefe. Die vom aufstäubenden Wasser durchsetzte Luft schimmert oft in den Farben des Regenbogens. Unten aber ist es finster und feucht, und das Getöse des Wassers macht, dass man sein eigenes Wort nicht versteht.
Das war für einen Drachen der richtige Platz. Obgleich keiner, dessen er mit seinen schrecklichen Krallen habhaft werden konnte, je von dort heimgekehrt war, wusste man weit und breit von seinem Aussehen und seinem Appetit auf Menschenfleisch. Der Tatzelwurm hatte ein riesiges Maul, größer als das eines Krokodils, und es war mit messerscharfen, spitzen Zähnen gespickt. Aus seinen Nüstern stieß er Rauch und Feuer und sein Schuppenpanzer glänzte in allen Farben. Den nach allen Seiten sich windenden Körper trugen sechs stämmige, kurze Beine und schließlich hatte er auch noch große Fledermausflügel. Mit Vorliebe stürzte er sich auf allein dahinwandernde Pilger, zerfleischte und verschlang sie mit Haut und Haaren, so dass von den Ärmsten nie mehr etwas gefunden wurde. Auch hat das Ungetüm mehrere Mädchen der Umgebung, die arglos im Wald tollten, verspeist. Und bisher ist es noch niemanden gelungen das Untier zu erlegen, denn es ist so gewitzt wie alt. So wechselt es sein Versteck und macht die Umgebung um die Trutzburg zu einer gefährlichen Gegend.
Sage: Die Wunderquelle zu Wurmsnist
Laut der Sage des heiligen Igelhardt von Paavo stiftete der König von Ohl einst zu Ehren des Heiligen Igelhardt eine Kirche im Herzen der Stadt Wurmsnist. Aus dem Altar dieser Kirche entspringt eine Quelle, deren Wasser alle Krankheiten heilen konnte, so heißt es.
Sage: Marbaden - Das verfluchte Dorf
Es war ein Dorf mit Namen Marbaden. …
…welches westlich neben dem sagenumwobenen Zinnwald liegt. Die Geschichte Marbadens geht lange zurück. Heute fasst es vielleicht noch 50 Seelen, doch das war nicht immer so. Früher, als die Grenzen noch offen waren, war es eine der ersten Anlaufstellen für fremdländische aus dem Westen, die ihre Waren nach Ohl transportieren wollten. Doch bereits vor der großen Schlacht änderte sich dies, zu jenen Tagen als die Hexe Brunfilde ihr Unwesen dort trieb.
Brunfilde war eine mächtige Hexe, deren Kraft grenzenlos schien und ihr Häuschen am äußeren Rand des Zinnwaldes hatte. Einige sprechen davon, dass es vollständig aus Pfefferkuchen bestand, was aber völliger Unsinn ist, wenn sie mich fragen. Brunfilde war finster und böse, wie alle Hexen und schon ordentlich in die Jahre gekommen. Sie drohte also den Bewohnern von Marbaden, dass sie von jedem Ehepaar ihr erstgeborenes Kind erhalten solle, ansonsten würde sie das Dorf verfluchen, die Tiere krank machen und die Felden verdorren lassen. Zunächst ließen sich die Bewohner von Marbaden natürlich nicht darauf ein, aber als eines Morgens das halbe Vieh tot auf den Feldern lag, ohne auch nur eine sichtbare Wunde, gaben sie nach.
Was die Hexe mit den Kindern machte ist viel Geschwätz von alten Damen, die ständig nach jedem Satz spucken um einen Fluch zu verhindern. Fakt ist jedoch, mit jedem Kind das man ihr brachte gewann sie an Jugend und wurde immer stärker. So vergingen viele Jahre und die Gemüter in Marbaden wurden immer schwerer. Als die junge Marie in anderen Umständen war bat sie ihren Gatten Harald, mit ihr das Dorf zu verlassen. Sie wollte Brunfilde nicht ihr erstgeborenes Kind überlassen und so Taten sie, wie Marie gebeten hatte. Als sie ihre Tochter Lydia zur Welt brachte toste ein wilder Sturm und wie durch eine fremde Macht, verlor Brunfilde ihre Macht und sie war die alte Dame wie zuvor. Der tapfere Karl nahm all seinen Mut zusammen und stach der Hexe einen Speer ins Herz, doch dies sollte sie nicht töten. Immer wieder, wie ein wilder Eber stach Karl zu und hielt die Hexe in Schach während die Dorfbewohner den Ofen des Bäckers anheizten. Als er seine volle Hitze erreicht hatte, drückte Karl seinen Speer in die Richtung des Ofens und stoß die Hexe in die heiße Glut. Mit wilden Getöse und Geschrei verbrannte die Hexe vollständig und war tot.
Von da an trug Karl als Zeichen seines Mutes das Siefentrutzer Wappen mit einem Eber unter dem Keil.