Wortlos gab der Ritter das Zeichen. Ohne einen weiteren Moment des Zögerns schritt Geschütz-Hauptmann Haltbrand aus der Reihe. Er trat hinter den am Boden liegenden Baumstamm, schaute jedoch nicht auf. Mit einem Stoß seiner Hellebarde schicke er den ersten Mann, der mit gefesselten Händen und der Schlinge um den Hals so vor ihm stand in den Tod. Die Zuckungen des Todeskampfes, welche der zerlumpte Räuber focht waren noch nicht zum Stillstand gekommen, da war der Soldat auch schon beim nächsten Todgeweihten. Mit einem weiteren Stoß schickte er den nächsten Verurteilten zu Ordon. So schritt der Mann die Reihe entlang und fünf weitere hagere elend anzusehende Lumpengestallten fanden ihr Ende am Strang.
Der Ritter warf kurz einen Blick über die Schulter auf seine regungslos aufgereihten Soldaten. Allesamt Helden aus der Schlacht von Holstein. Erfahrene und grimmige Kämpen der Siefener Trutz & Pfannenwehr. Sie hatten sich alle unter den härtesten Bedingungen auf dem Schlachtfeld bewehrt. So war es nicht verwunderlich, dass sie am heutigen Morgen nicht einen der ihren verloren hatten.
Niemand war aus der Formation gebrochen, niemand kopflos geflohen. Kaltblütig auf die Fähigkeiten ihres Kommandeurs vertrauend hatten sie die Falle im Hauersteinwald errichtet. Eine kleine Gruppe samt des hohen Herren Berold hatten den Lockvogel gespielt, während der Rest der Einheit geräuschlos, in einer Zangenbewegung, durch das Unterholz geschlichen war.
Als dann die mittlerweile berüchtigten Wegelagerer des Hauersteinwaldes hervorbrachen hatten diese wohl eher mit einer panischen Reaktion ihrer Opfer gerechnet. Doch genau das Gegenteil passierte. Die Lockvögel rückten näher zusammen. Der Ohler Ritter war vom Ross geglitten und hatte neben ihnen die Reihe geschlossen. So hatten sie auf die erste Welle des Angriffes gewartet. Der Kampf hatte schnell geendet. Viele hatten sich nach einem kurzen und entschlossenen Scharmützel ergeben, an dessen Ende etwa zehn Räuber Tod am Boden lagen.
Als der letzte aufgehört hatte sich in seiner Schlinge zu winden, wand sich der Ritter den verbliebenen drei Räubern zu. Traurige, verwahrloste Gesellen. Sicherlich grausam in ihrem Tun da war er sich sicher. Man musste genauso brutal wie entschlossen sein, solch eine Bande gegen schwer bewaffnete Ritter zu führen. Der Räuberhauptmann und seine zwei Adjutanten hatten nicht einmal mit den Wimpern gezuckt als ihre Freunde gerichtet wurden.
Das würde sich jetzt ändern. „Durch Eure bewiesenen Taten und in Übereinkunft mit dem Recht der Mark Siefentrutz verurteile ich, Berold von Krähenau, Euch hiermit wegen mehrfachen Mordes, Raub und Diebstahl wie auch Landfriedensbruch zum Tode!“ Der Ritter hatte nicht erwartet das sein Urteil irgendwie geartet kommentiert würde, war sich jedoch sicher, dass dem nicht so bleiben würde. Mit einem Nicken in Richtung seines Geschütz-Hauptmannes deutete er auf die zwei ersten Männer. „Diese zwei ob ihrer Taten, treibt eiserne Nägel durch ihr Fleisch und nagelt sie an das Kreuz!“ Ein Raunen aus den Reihen der Soldaten erklang leise, wurde jedoch durch den scharfen Blick des Geschützmeisters zum Schweigen gebracht.
„Ihren Anführer steckt auf den Pfahl und pflanzt diesen neben seine Spießgesellen!“ Kaum hatte Berold die Befehle benannt, war die Geschütz-Mannschaft der Einheit schon dabei die Vorbereitungen zu treffen & Holz zu schlagen.
Lange elend anhaltende Schreie hallten an diesem Vormittag durch den Hauersteinwald und beendeten mit Qualen die Bedrohung durch die gefürchtete Mörderbande in den Wäldern nahe Rickenbach.